Wann bin ich richtig satt?
Während die 7 Hungerarten nach der Achtsamen Ernährung (siehe Folge 18, 25, 28 und 29) sehr aufschlussreich und hilfreich sind, wenden wir uns hier nun auch dem Thema „Sättigung“ zu. Denn ähnlich
wie beim Hunger, den wir oft nicht mehr so genau spüren, können wir meist auch nicht so richtig sagen, wann wir eigentlich satt sind.
Ist „voll sein“ gleich „satt sein“?
Weil wir in einer chronisch gestressten Gesellschaft leben, in der es schwer ist, seinen Körper gut zu spüren und sich fürs Essen wirklich Zeit zu nehmen, essen wir oft viel zu schnell und über unseren eigentlichen Hunger hinaus. Eine Folge davon ist, dass wir oft erst merken, dass wir genug haben, wenn wir uns so richtig voll fühlen. Dieses Völlegefühl ist meist recht unangenehm und kann wiederum auch Auslöser sein für kritische Gedanken über den Körper und ähnliches.
Da der Körper aber länger (im Schnitt mindestens 20 Minuten) braucht, um überhaupt zu registrieren, dass er satt ist, übergehen wir die körperlichen Sättigungsgefühle oft einfach. Denn diese sind
viel subtiler als das beschriebene Völlegefühl. Sättigung kann somit eher auch als Abwesenheit von Hunger definiert werden und ist ein sehr sanftes, angenehmes Gefühl. Alte Weisheitstraditionen
empfehlen deshalb zum Beispiel, den Magen nie ganz zu füllen, sondern nur zu maximal 80 %.
Was sind die Signale von Sättigung
Um nun Sättigung besser wahrnehmen zu können, ist es hilfreich auf folgende Signale zu achten:
...der Hunger lässt nach
...die Geschmacksintensität lässt nach (wir wollen z.B. plötzlich nachwürzen)
...eine angenehme Zufriedenheit stellt sich ein
...man fühlt sich energiegeladen und bereit für Bewegung
Sättigung ist individuell
Interessant ist auch, dass Sättigung ein sehr individuelles Gefühl ist, das von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Unsere Prägung spielt hier, ähnlich wie beim Hunger, eine enorme Rolle. Hat man zum Beispiel gelernt, dass man immer aufessen muss? Dann kann es sein, dass das Sättigungsgefühl an den leeren Teller gekoppelt ist. Oder hat man die Gewohnheit, sich zu kleine Portionen zu machen und empfindet daher immer erst dann Sättigung, wenn man nach der eigentlichen Mahlzeit noch unkontrollierbar snackt?
Unsere Erfahrungen, Gewohnheiten, Prägungen sowie unser Umfeld tragen wesentlich zu unserem subjektiven Sättigungsgefühl bei. Deshalb ist es auch nicht so einfach, Sättigung an objektiven Parametern festzumachen.
Dennoch kann man (wieder) lernen, wann man richtig satt ist und was das überhaupt bedeutet. Durch achtsames und langsames Essen, durch das Hören auf den Körper und seine eher subtilen Signale, durch Experimentieren mit diesen Dingen etc. Man kann sich zum Beispiel immer wieder fragen: „Wie fühle ich mich, wenn ich jetzt aufhöre zu essen?“ „Inwiefern bringen meine Essgewohnheiten Wohlbefinden?“ „Was, wenn ich mir erlaube, mich richtig satt zu fühlen?“
Auch hier geht es hauptsächlich wieder darum, ein wohliges, angenehmes Gefühl mit Essen zu verbinden und es sich vor allem auch zu erlauben.
Denn auch hier können wir die Bedeutung des Wortes „Sättigung“ auf sämtliche Faktoren des Lebens ausweiten, um unser Wohlgefühl zu steigern. Das Ambiente, die Gesellschaft, der Anblick und Geruch der Nahrung, die Stimmung…alles kann zu einem ausgeglichenen Sättigungsgefühl beitragen.
Echte Sättigung hat also viel mit diesem angenehmen Gefühl zu tun und je mehr wir zulassen, uns so richtig genährt und satt zu fühlen, desto voller wird sich auch unser Leben anfühlen.
Quellen: Jan Chozen Bays: Achtsam essen: Vergiss alle Diäten und entdecke die Weisheit deines Körpers.
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