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Podcast 08| Spagat zwischen Ist- und Wunsch-Zustand

Spagat zwischen Ist- und Wunsch-Zustand


Podcastfolge 08 | Hörerinnenfrage

Die Frage von euch war: „Wie schafft man den Spagat zwischen Annehmen von dem, was ist, und dem Wunsch nach Veränderung?“

Wir alle kennen diesen Zustand und können uns dieses „Spagatbild“ wahrscheinlich nicht nur bildlich vorstellen, sondern auch die Spannung darin spüren, weil wir sie selbst in einem oder mehreren Lebensbereichen als solche empfinden.

Das Spektrum der Intensität kann natürlich je nach Lebenssituation variieren. Geht es um etwas Kleines, das man einfach ändern möchte oder geht es um eine gravierende Lebenslage oder um irgendetwas zwischen diesen beiden Extremen?

Wichtig im ersten Schritt ist daher eine gewisse Ehrlichkeit mit sich selbst. Wie fühlt man sich wirklich? Wie fühlt sich die jetzige Situation an? Möchte ich sie wirklich verändern? Und wenn ja, ist das Ziel wirklich etwas, das mir selbst wichtig ist? Oder ist es eine Mischung aus eigenen und fremden Wünschen? All diese Fragen und mehr stehen am Anfang und je ehrlicher man mit sich selbst ist, desto größer ist die Klarheit (was nicht heißt, dass es einfach ist, ehrlich mit und zu sich selbst zu sein).


Raus aus dem Spagat


Das Bild des Spagats, das in der Frage vorkommt, verrät schon viel darüber, wie anstrengend es ist, in diesem Zustand zu sein. Aber es ist auch ein sehr passendes und hilfreiches Bild. Denn im Spagat kann man nicht vorwärts gehen. Man wird buchstäblich in zwei Richtungen gezogen und die Füße sind ebenso an zwei entgegengesetzten Orten. Man muss also zuerst einmal raus aus dem Spagat. Sich sammeln. Beide Füße an einen Ort bringen. Wenn man lange im Spagat war, dann braucht man ziemlich sicher zuerst einmal Ruhe und Regeneration. Denn der Stress, den diese Spannung erzeugt hat, verhindert, dass man überhaupt Zugang zu all seinen Kräften und Ressourcen hat. Ausruhen, Innehalten und wieder zu Kräften kommen ist dann essenziell. Erst dann kann man wieder kleine Schritte wagen.

Leben als kreativer Prozess


Leben ist Veränderung und alles passiert immer gleichzeitig. Wir können uns also nach Zufriedenheit mit der momentanen Situation sehnen UND uns gleichzeitig auch Veränderung wünschen. Im Grunde ist das die Essenz des Lebens. Wenn man zum Beispiel an Kinder denkt, dann wird schnell klar, dass wir Menschen anscheinend so funktionieren. Kinder sind viel mehr im Hier und Jetzt als Erwachsene und zugleich wünschen sich die meisten Kinder dauernd, dass sie schon größer wären. Wenn man also aus dem akuten Stress, den der Spagat verursacht hat, raustritt und wieder etwas zu Kräften gekommen ist, kann man anfangen das Leben als Tanz oder Dialog zu sehen (oder du wählst deine eigene poetische Metapher). Als Menschen sind wir Teil dieses kreativen Prozesses. Dieser Prozess ist das Leben. Man wagt einen Schritt und spürt, wie es sich anfühlt, wagt noch einen oder wechselt die Richtung etc. Eine gewisse Leichtigkeit darf sich einstellen, weil man nicht mehr so hin- und hergerissen ist, sondern weiß, dass man immer genau am richtigen Ort ist und zugleich immer in Bewegung. Alles ist erlaubt, alle Gefühle, Emotionen, Wünsche, Sehnsüchte etc. gehören dazu, denn ohne sie wäre das Leben ziemlich leer und leblos.

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