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Ernährungsfreiheit, Disziplin, Schwarz-Weiß-Denken, Gewohnheiten

25. Juni 2025

Podcast 81 | „Ist eh schon wurscht!“

„Ist eh schon wurscht!“

Heute sprechen wir über den Moment, wenn man etwas gegessen hat, das man eigentlich nicht essen wollte und man denkt sich dann: „Ist eh schon wurscht!“ und isst gleich noch mehr davon oder noch mehr anderes, das man eigentlich nicht verträgt etc. Wir glauben, dass diese Situation vielen Menschen sehr bekannt vorkommt. Prinzipiell muss das nichts Schlechtes sein oder kann sogar sehr befreiend wirken. Leider ist es oft so, dass man dann darunter leidet. Innerlich plagt man sich vielleicht mit Schuldgefühlen oder wird noch kritischer und strenger mit sich. Außerdem kann es auch körperlich unerwünschte Konsequenzen haben, wenn man sich dann unwohl fühlt oder vielleicht wirklich eine Unverträglichkeit gegen das Gegessene hat. Auf jeden Fall ist es sehr wertvoll, sich einmal näher mit diesem Phänomen zu beschäftigen und sich zu fragen, was dann eigentlich „eh schon wurscht“ ist. Hör rein und erfahre mehr!


Alles oder nichts

 

Dieses „alles oder nichts“ kennst du vielleicht auch aus anderen Lebensbereichen und vielen von uns scheint es aus irgendeinem Grund leichterzufallen so zu denken, als die unendlichen Abstufungen und Komplexitäten des Lebens auch in unserem Denken zu erlauben. Natürlich könnte man da noch tiefer eintauchen und das Warum genau ergründen. Denn dass dieses Schwarz-Weiß-Denken eine Funktion hat und uns in bestimmten Situationen vielleicht sogar mehr als hilfreich ist, steht außer Frage. Man kann zum Beispiel an gefährliche Situationen denken, in denen man binnen Mikrosekunden entscheiden muss, ob die Situation „gut“ oder „böse, schlecht“ ist.

In Ernährungsfragen ist es jedoch meist so, dass dahinter die Vorstellung liegt, es gäbe die eine perfekte Ernährungsweise, die eben „gut“ ist. Damit wird alles, was darin nicht enthalten ist, automatisch „böse“ oder zumindest „nicht gut. Ob es sich dabei um bestimmte Lebensmittel, bestimmte Inhaltsstoffe oder auch Essenszeiten oder Zubereitungsmöglichkeiten handelt, ist individuell sehr verschieden. Der Mechanismus von irgendeinem „Verbot“, das man dann in einem „Alles wurscht“-Moment über Bord wirft, nur um sich dann wahlweise noch mehr Verbote aufzuerlegen oder unter schlechtem Gewissen weiterhin all das zu machen, was man sich eigentlich verbietet, ist dabei immer ähnlich.

 

Das Problem mit der „roten Liste“

 

Wie in der Folge …schon beschrieben, liegt alldem oft die Vorstellung zugrunde, dass es richtig und falsch, also eine Bewertung gibt. Als essende Person – was wir beinahe alle sind – liegt es an uns, die perfekte, gute, richtige Ernährungsweise zu finden. Wenn wir sie erst einmal gefunden haben, müssen wir ihr diszipliniert folgen. Alles andere wäre vor allem in unserer Leistungsgesellschaft, in der Nahrung im Überfluss vorhanden ist, Willensschwäche und ein persönliches Versagen. Dass dies auf keinen Fall wirklich so ist, sollte eigentlich klar sein. Ist es aber leider nicht. Deshalb haben so viele von uns eine Art „rote Liste“ im Kopf, die oft aus sehr arbiträr aufgeschnappten Essens-Regeln und -Verboten besteht. Da die oben erwähnte Willenskraft wie ein Muskel ist, der auch irgendwann ermüdet, kommt es oft unweigerlich zu einem „Ist eh schon alles wurscht“-Moment. Hätte man hingegen echte Ernährungsfreiheit, würde man auch keine Rebellion brauchen.

Was genau ist „eh schon wurscht“?

 

Dazu kommt, dass die Frage, was genau denn „eh schon wurscht“ ist, sehr aufschlussreich sein kann. Sind die Regeln wurscht? Oder doch eher das eigene Wohlbefinden oder die eigene Gesundheit. Was steckt dahinter? Könnte es sein, dass sich in solchen Momenten die Wahrheit offenbart, dass die Regeln vielleicht gar nicht zum gewünschten Ergebnis führen? Oder sogar eher sinnlos sind? Könnte es sein, dass man solche Momente als Durch- oder Aufatmen empfindet und sich die Regeln eher wie zu langes Luftanhalten angefühlt haben. Oder wenn man etwas isst, von dem man weiß, dass man es nicht verträgt, könnte es dann sein, dass man insgeheim sehr mit dem Verzicht hadert, auch wenn er aus gesundheitlichen Gründen erfolgt. Letztlich kann die Frage, was „eh schon wurscht“ ist, nur individuell beantwortet werden. Aber die (ehrliche) Antwort selbst kann sehr aufschlussreich sein.

 

Andere Lösungsmöglichkeiten

 

Wenn es wieder einmal zu einem „Alles wurscht“-Moment kommt, kann die Art und Weise, wie man damit umgeht, sehr viel über seine Auswirkungen mitbestimmen. Ein ganz bewusstes Genießen von allem, was man dann zu sich nimmt, beruhigt nicht nur das Nervensystem, sondern ist auch für die Verdauung und den Stoffwechsel sehr hilfreich. Man kann sogar so weit gehen, das Ganze zu ritualisieren und es sich zum Beispiel schön und bequem zu machen, während man all das „Verbotene“ isst.

Falls Schuldgefühle aufkommen, kann man auch ganz sanft, verständnis- und liebevoll darauf reagieren, anstatt sich selbst noch mehr dafür zu kritisieren oder sich fertig zu machen. Zu wissen, dass ganz viele Menschen immer wieder in genau derselben Situation sind, kann auch enorm helfen. Kurz, alles, was dir selbst Verständnis und Empathie entgegenbringt, ist das Beste für dein allgemeines Wohlbefinden. Dass dies nicht so einfach ist, ist auch klar. Aber das hier erwähnte Wissen kann kleine Schritte in Richtung mehr Ernährungsfreiheit und damit auch in Richtung mehr Selbstliebe möglich machen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Alle Regeln über Bord werfen

Kennst du den Moment, wenn du etwas gegessen hast, von dem du glaubst, dass du es eigentlich nicht essen solltest, und du dann denkst „Ist eh schon wurscht!“ und noch mehr davon isst oder gleich noch anderes, das du nicht verträgst oder das normalerweise auf deiner „roten Liste“ steht? Dieser „Ist eh schon wurscht“-Moment ist sehr weit verbreitet und ist prinzipiell überhaupt nichts Schlimmes, sondern etwas zutiefst Menschliches. Problematisch kann es dann werden, wenn du dir danach enorme Vorwürfe machst oder dich schlecht fühlst. Viele sind nach einem solchen „Ist doch wurscht“-Moment extrem streng zu sich und stellen quasi als Kompensation noch mehr Essensregeln für sich selbst auf etc.







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