Emotionsregulierendes Essen, Emotionen
11. Juni 2025
Podcast 79 | Herz über Kopf – Die Kraft in deinen Emotionen
Herz über Kopf – Die Kraft in deinen Emotionen
In der heutigen Folge widmen wir uns dem Thema „Emotionen“. Wer bestimmt, welche Emotionen positiv oder negativ sind? Braucht es diese Einteilung überhaupt? Und wo führt das hin, wenn wir einen Großteil unseres emotionalen Repertoires unterdrücken oder gar nicht kennen? Wie hängt das mit (emotionalem) Essverhalten zusammen? Und welche Möglichkeiten hat man überhaupt, um mit Emotionen umzugehen? Hör rein und trau dich, deinen Emotionen Raum zu geben!
Kurz erwähnen wir heute auch das „Wheel of Emotions“, das dabei hilft, Emotionen kennenzulernen und zu bestimmen. Hilfreich kann auch das Buch „The Language of Emotions“ von Karla McLaren sein.
Rückeroberung unseres emotionalen Repertoires
Ja, die sogenannten positiven Emotionen sind leichter zugänglich, während die sogenannten negativen ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Hinwendung brauchen. Umso bedenklicher, dass diese oft möglichst wenig Zeit und Raum in Anspruch nehmen sollen. Wenn man trauert, gibt es zum Beispiel in der westlichen Kultur oft eine unausgesprochene Erwartung an die trauernden Personen, dies nicht allzu lange und nicht allzu intensiv zu tun. Es gibt oft gewisse Regel, die dazu beitragen sollen, Emotionen in den Griff zu bekommen und/oder zu unterdrücken, um das „normale Leben“ weitergehen zu lassen. Aber alle Emotionen liefern wichtige Informationen für uns und sind Teil unseres Menschseins. Warum beschränken wir die unendliche Vielfalt an Emotionen auf ein paar wenige „alltagstaugliche“? Warum trauen wir uns nicht, das gesamte Spektrum zu leben?
Der Zusammenhang zwischen Emotionen und Essen
Es ist nicht verwunderlich, dass Emotionen und Essen eng zusammenhängen. Vor allem die oben erwähnte Einteilung beider Kategorien in „gut“ und „schlecht“ ist eine nähere Betrachtung wert. Wie oft greift man zum Beispiel zu den „bad foods“, wenn man mit „bad emotions“ nicht umgehen kann? Das sogenannte emotionsregulierende Essen (siehe auch Folge 17 „Emotionsregulierendes Essen – Lösung statt Problem?“ vom 03.04.2024) ist nur eines von vielen Essens-Mustern, um mit starken, unangenehmen oder tabuisierten Emotionen umzugehen. Es ist eigentlich eine sehr schlaue Strategie, da Essen sehr schnell zustandsverändernd wirkt und uns gerade bei Emotionen, die schwer auszuhalten sind, oft unmittelbare Erleichterung bringt. Da der erleichterte Zustand nach einem emotionalen Ausgleichsversuch durch Essen aber meist nur von kurzer Dauer ist, lohnt es sich zu lernen, wie man auch anders mit seinen Emotionen umgehen kann.
Der Körper als Schlüssel zu unseren Emotionen
Um zu lernen, Emotionen wahrzunehmen, sie auszuhalten und dann auch Zugriff auf die ihnen innewohnende Weisheit zu erlangen, ist der Körper ein wichtiges Instrument. Man kann sich zum Beispiel fragen, wo die Emotion im Körper spürbar ist und in welcher Weise? Da es sich bei Emotionen hauptsächlich um Energien handelt, kann man auch lernen, ihre Richtung und ihre Qualität zu spüren. Was das bedeutet, wird klarer, wenn man zwei Emotionen vergleicht: Instinktiv wird entstehen bei vielen zum Beispiel bei Wut und Trauer zwei verschiedene Bilder. Während Trauer wahrscheinlich bei den meisten als eher „schwere Energie“, „nach unten und innen gehende Energie“ etc. beschrieben werden würde, sehen die Bilder bei Wut ganz anders aus. Man kann sich also seinen Emotionen eher mit Neugierde und Interesse anstatt mit Bewertungen und Unterdrückung nähern. Es hat immer einen Grund, warum Emotionen auftauchen. Sie sind wichtig für unsere Vitalität und unser Sein, und besitzen eben auch wertvolle Information für uns. Je eher wir uns ihnen widmen, desto eher können wir von ihnen lernen. Hilfreich ist auch, das Spüren von Emotionen mit Bewegung zu verbinden. Während Tanz seit jeher mit diesem Wissen arbeitet, kann man einfach mal ausprobieren, wie man sich spontan bewegt, wenn man eine starke Emotion spürt. Ähnlich wie oben beschrieben, werden auch die Bewegungsformen je nach Emotion sehr unterschiedlich ausfallen. Probier es einfach mal aus!
Und wie immer geht es auch um Selbst-Akzeptanz: Emotionen gehören zum Menschsein wie das Atmen. Wir sind nicht getrennt von ihnen. Die künstliche Trennung und Tabuisierung erzeugten nur Probleme und Leid, das wir uns ersparen könnten, wenn wir uns trauen, uns den Emotionen zuzuwenden, anstatt vor ihnen wegzulaufen.
Lese-Tipp: „The Language of Emotions“ von Karla McLaren
Schau dir auch gerne das “Wheel of Emotions” (einfach googeln) an, um zu sehen, wie viele unterschiedliche Emotionen überhaupt existieren.
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Emotionen – gut oder schlecht?
Ähnlich wie bei Essen (siehe Folge 7 „Good Food vs. Bad Food“ vom 24.01.2024) werden auch Emotionen meist in gute und schlechte eingeteilt. Die guten, positiven Emotionen wie Freude und Ausgelassenheit gelten oft als zu erreichendes Ziel, während alle sogenannten negativen Emotionen wie Wut, Trauer und Angst oft unterdrückt und tabuisiert werden. Am besten sollten sie gar nicht existieren, und wenn dann nur quasi unsichtbar, im privaten Bereich oder sie sollten individuell schnellstmöglich gelöst werden. Aber woher kommt diese Einteilung und Zuschreibung? Dient sie uns überhaupt? Oder stellt sie – komplett lebensfern – einen Großteil unserer menschlichen Lebens- und Erlebenswirklichkeit in den Schatten? Was, wenn diese Einteilung mehr Probleme schafft als sie löst? Denn die Existenz aller Emotionen ist ja unumstritten und je mehr wir darauf Zugriff haben, desto bunter und vielfältiger wird unser Leben (siehe auch „Wheel of Emotions“).