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Ernährungsfreiheit

26. Februar 2025

Podcast 64 | „Gemüse schmeckt mir einfach nicht!“

"Gemüse schmeckt mir einfach nicht!"

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Aber was, wenn Geschmack zwar individuell, aber dennoch form- und veränderbar ist? Wir besprechen heute anhand unserer Geschmacksknospen das komplexe Phänomen, dass wir durch unser Essverhalten sehr wohl beeinflussen können, was uns schmeckt oder eben nicht. Der etwas provokante Titel „Gemüse schmeckt mir einfach nicht!“ wird dabei quasi als Ausrede enttarnt. Aber wieder einmal ist unser Thema sehr vielschichtig. Denn wie kann man seinen Geschmack in Richtung gesunder Ernährung beeinflussen, ohne dabei komplett zu verzichten? Und welche Rolle spielt die sogenannte Geschmacksknospensensibilität beim Hunger- bzw. Sättigungsgefühl? Hör rein und lass dir diese spannende Folge auf der Zunge zergehen!


Wie wir unseren Geschmackssinn trainieren können

Meist handelt es sich wie oben beschrieben also um eine Art Gewöhnungseffekt, wenn es uns immer wieder nach denselben Lebensmitteln verlangt und uns andere gar nicht schmecken. Will man jedoch zum Beispiel seine Ernährung gezielt bewusster, gesünder und/oder vielfältiger gestalten, ist dieses Wissen Gold wert. Denn dann weiß man auch, dass man sich quasi antrainieren kann, dass einem künftig auch andere, gesündere, frischere Lebensmittel schmecken. Dabei ist das „Training“ relativ einfach: Man integriert einfach jeden Tag mehr und mehr jener Speisen, von denen man mehr zu sich nehmen möchte. Und mit der Zeit schmecken uns die meisten davon automatisch. Zugegeben, es ist aufgrund der Künstlichkeit und dem Suchtpotenzial vieler hochverarbeiteter Lebensmittel sehr hilfreich, diese zugleich nach und nach wegzulassen. Aber man muss keine radikalen Schritte machen. Man kann sie auch langsam ausschleichen lassen und zunächst eben einfach mehr Frisches zusätzlich zu sich nehmen.


Neue Sensationen ohne Verzicht

Das Schöne an diesem Prozess ist, dass die neu integrierten, frischen Lebensmittel dann ja tatsächlich köstlich schmecken. Auch wenn man sich das anfangs nicht vorstellen kann, muss man so auf nichts verzichten und gewinnt sogar noch. Denn je mehr man sich von künstlichen Lebensmitteln entwöhnt und echte, frische integriert, desto mehr Geschmacksnuancen können wir wieder wahrnehmen. Das heißt, Essen schmeckt wieder intensiver, reichhaltiger und besser.

Diesem Prozess muss man jedoch vertrauen. Denn wie bei so vielen Dingen kann man sich im Ist-Zustand meist nicht richtig vorstellen, dass sich etwas so verändern kann, dass man das Neue genauso gern bzw. noch lieber hat als das Alte, das man versucht hinter sich zu lassen.

 

Geschmacksknospensensibilität und Sättigung

 

Im Zusammenhang mit Geschmack ist es auch wichtig zu erwähnen, dass wir 5 Geschmackssinne haben: süß, salzig, sauer, bitter und umami. Manchmal wird seit Kurzem auch ein sechster, nämlich „fettig“, angenommen.

Unser Körper funktioniert dabei so, dass diese Geschmackssinne eng mit Hunger und Sättigung zusammenhängen. Das soll uns dabei helfen, dass wir bei jeder Mahlzeit möglichst viele verschiedene Geschmacksrichtungen zu uns nehmen und somit eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln, um ausreichende Nährstoffaufnahme zu gewährleisten. Deshalb ist es zum Beispiel so oft der Fall, dass wir Süßes essen und dann aber noch etwas Salziges brauchen. Oder dass wir zwar satt sind, aber dann plötzlich für ein Lebensmittel einer anderen Geschmacksrichtung noch Platz haben. Das erklärt auch, warum der Geschmack am Beginn der Mahlzeit meist am intensivsten ist und abnimmt, je mehr wir essen. Die Geschmacksknospen sind quasi mit-gesättigt und verlieren ihre anfängliche Sensibilität. Sie signalisieren, dass man zu einer anderen Geschmacksrichtung übergehen kann.

 

All dieses Wissen kann dabei helfen, dass uns eine Veränderung hin zu mehr Vielfalt, mehr Frische und mehr Geschmack und Sättigung leichter fällt.

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Alles eine Frage des Geschmacks, oder etwa nicht?

Den Geschmackssinn nehmen wir meistens als etwas sehr Persönliches wahr, er gehört quasi zu uns. Was uns schmeckt und was nicht ist Teil unserer Identität. Doch so sehr der Geschmackssinn auf jeden Fall etwas Individuelles ist und sich schon im Mutterleib beginnt herauszubilden, so sehr ist er auch form- und veränderbar. Das beginnt schon damit, dass wir als Baby mindestens 3 x so viele Geschmacksknospen haben als im Erwachsenenalter. Je älter wir werden, desto weniger Geschmacksknospen haben wir also.
Zugleich trainieren wir sie mit allem, was wir zu uns nehmen. In der heutigen Nahrungsmittelindustrie gibt es zudem so viele künstliche Stoffe, wie Geschmacksverstärker, Farb- und Süßstoffe, um nur einige zu nennen, die unseren Geschmackssinn zusätzlich abstumpfen lassen und uns nicht selten nach mehr von diesen künstlichen Speisen verlangen lassen.
Wenn man also sagt: „Gemüse schmeckt mir einfach nicht!“, kann das zwar die Beschreibung von unserem momentanen Geschmack sein, bedeutet aber nicht, dass sich das nicht verändern kann. Ganz im Gegenteil, wir können großen Einfluss darauf nehmen, was uns schmeckt und was nicht.




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