Ernährungsfreiheit
29. Jänner 2025
Podcast 60 | Der „Letzte Abendmal-Effekt“ und seine Folgen
Der „Letzte Abendmal-Effekt“ und seine Folgen
In der heutigen Folge geht es um den sogenannten „Letzen Abendmahl-Effekt“. Hinter diesem plakativen Namen verbirgt sich ein Phänomen, das die meisten kennen. Man nimmt sich eine Diät vor oder auch „nur“, dass man ab dem nächsten Tag bestimmte Lebensmittel reduziert oder weglässt etc. und langt dafür nochmal – eben „ein letztes Mal“ – so richtig zu. Meist greift man für dieses vermeintlich letzte Genussessen zu sehr üppigen, fett- und zuckerhaltigen Speisen und überisst sich so richtig. Doch funktioniert das so? Können wir mit diesem Konzept „einmal noch richtig essen und dann verzichten“ unser Ziel wirklich erreichen? Was können negative Konsequenzen davon sein und gibt es vielleicht bessere Methoden? Hört rein und lasst euch überraschen!
Der „Letzte Abendmal-Effekt“ und seine Folgen
Was ist der sogenannte „Letzte Abendmahl-Effekt“?
Hinter diesem plakativen Namen verbirgt sich ein Phänomen, das die meisten kennen. Man nimmt sich eine Diät vor oder auch „nur“, dass man ab dem nächsten Tag bestimmte Lebensmittel reduziert oder weglässt etc. und langt dafür nochmal – eben „ein letztes Mal“ – so richtig zu. Meist greift man für dieses vermeintlich letzte Genussessen zu sehr üppigen, fett- und zuckerhaltigen Speisen und überisst sich so richtig. Der bevorstehende Verzicht bewirkt eine Art Kompensation schon im Vorhinein.
Warum kann das problematisch werden?
Während die Überlegung hinter dem letzten Abendmahl-Effekt zunächst sehr logisch erscheint, hat dieses Verhalten bei näherer Betrachtung seine Tücken.
Oft liegt eine Einteilung der Lebensmittel in „gut“ bzw. „schlecht“ (siehe auch Folge 7 „Good Food vs. Bad Food“ vom 24.1.2024) zugrunde. Man glaubt, sich in Zukunft die als „schlecht“ befundenen Lebensmittel aus seinem Speiseplan streichen zu müssen und stopft sich ein vermeintlich letztes Mal damit voll. Da die Bewertung von Lebensmitteln aber in den meisten Fällen mit einer Bewertung von uns selbst einhergeht fühlen wir uns oft sehr schlecht, wenn wir vom „verbotenen“ Lebensmittel essen. Nicht selten entsteht eine Negativspirale. Wir glauben, ein „böses“ Lebensmittel weglassen zu müssen, damit wir endlich XY erreichen. Wir essen als „letztes Abendmahl“ nochmal richtig viel von diesem Lebensmittel, fühlen uns dann aber sowohl körperlich als auch emotional extrem schlecht. Wir glauben, es uns ab dem nächsten Tag wirklich nicht mehr erlauben zu dürfen. Das erzeugt oft wieder Angst und eine Stressreaktion im Körper. Am nächsten Tag fühlen wir uns immer noch schlecht und denken, dass es eh schon egal ist und essen erst wieder viel von dem „verbotenen“ Lebensmittel. Oder wir halten es eine kurze Zeit durch und fallen dann wieder in das alte Verhalten zurück, weil wir einen stressigen Tag hatten, das ständige Verzichten satt haben etc.
Verbot und exzessives Verhalten
Sehr häufig führt das Verbot von etwas erst recht zu einem rebellischen, exzessiven Verhalten. Vor allem wenn es um die beschriebene Essensdynamik geht, kann dieser Kreislauf oft jahrelang anhalten. Durch extreme Selbstkritik und Verzichtsverhalten versetzen wir unseren Körper meist in eine chronische Stressreaktion. Der Körper nimmt die Restriktion und die Angst als Bedrohung wahr und kompensiert mit vermehrtem Hungergefühl und eventuell sogar mit Anlegen von Fettreserven, da ja gefühlt ein Verzicht vorherrscht. Je mehr wir das wiederum wahrnehmen, desto stärker kann der Wunsch in uns entstehen, etwas dagegen tun zu wollen. Durch die dauernder Diätkultur, in der wir leben, glauben wir immer wieder, dass Verzicht die einzige Lösung ist, und bleiben unter Umständen lange in der Restriktions-Kompensations-Schleife hängen.
Echte Wahlfreiheit
Echte Wahlfreiheit rund ums Thema Essen hat jedoch vielmehr mit Erlaubnis und dem Gefühl, in Fülle zu leben, zu tun. Wenn wir ein Glaubenssystem haben, nach dem wir jederzeit essen dürfen, wonach uns ist und wir auch wissen, dass jederzeit genug vorhanden ist, wirkt das unglaublich entspannend auf unseren Körper und unser Leben. Wir müssen dann nicht mehr zu viel und zu schnell und vielleicht auch noch heimlich (siehe auch Folge 51 „Verborgener Genuss – Heimliches Essen und seine Geheimnisse“ vom 27.11.2024) essen, weil wir es uns ja danach nicht mehr erlauben dürfen. Unser gesamtes System kann wieder ins Gleichgewicht kommen und wir können nach und nach lernen, entspannt und mit Freude zu essen, bis wir satt sind. Gerade weil dies so einfach erscheint und fast zu gut, um wahr zu sein, fällt es uns oft schwer, diese Transformation zu meistern. Vielleicht braucht man etwas Hilfe von außen oder man gibt sich eine gewisse Übergangszeit, um es einfach einmal auszuprobieren. Auf jeden Fall ist es wichtig, das restriktive Mindset hinter sich zu lassen und stattdessen auszuprobieren, wie es sich anfühlt, wenn die vielen selbstauferlegten Verbote etwas gelockert oder sogar komplett aufgelöst werden. Das erfordert Mut, bringt aber auch viel mehr Lebensqualität und Freiheit.

Einmal noch richtig zuschlagen
Kennt ihr das Phänomen, dass man sich fest vornimmt, ab morgen ist alles anders? Ganz häufig verbreitet, ist der Wunsch bzw. Vorsatz, dass man ab morgen etwas nicht mehr isst oder sich ganz anders ernährt. Warum dann nicht heute nochmal so richtig zuschlagen und alles essen, was man sich ab morgen verbietet? Aber geht die Rechnung auf? Funktioniert das so, wie wir uns vorstellen? Oder handeln wir uns mit diesem inneren Deal noch mehr Frustration ein?