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Podcast 58| Wissenschaft trifft Gefühl: Kritische Bewertung von Ernährungsinformation

Wissenschaft trifft Gefühl: Kritische Bewertung von Ernährungsinformation


 In der heutigen Folge tauchen wir ein bisschen tiefer in die Diskrepanz zwischen Ergebnissen von Ernährungsstudien und deren vereinfachte Darstellung in den Medien ein. Oft führt dies nämlich zur Verwirrung, vor allem, wenn man sich sehr an sogenannten Ernährungstrends und Richtlinien orientiert. Wenn man dann nicht die gewünschten Ergebnisse erhält, kann dies wiederum oft Quelle von Selbstzweifel und -kritik werden. Aber was, wenn es gar keine 1:1 Umsetzung sämtlicher Ernährungsregeln gibt? Vielleicht hilft es, sich anzuschauen, wie solche Studien funktionieren, was sie leisten, aber auch was ihre Grenzen sind, um sich zu trauen, mehr auch das eigene Gefühl in seine Entscheidungen miteinzubeziehen.

Die ewige Suche nach der idealen Diät


 Seit Jahrzehnten ist es in sämtlichen Medien – und zuletzt natürlich auch in sämtlichen sozialen Medien – üblich, die neuesten Ernährungstrends und -tipps zu thematisieren. Immer wieder kommen neue Erkenntnisse auf den Markt, die uns sagen, was wir essen und wie wir leben sollen, um ein möglichst gesundes und großartiges Leben zu führen. In der Realität ist die Kluft zwischen diesem hochgesteckten Ziel und der erlebten Frustration mit der eigenen Ernährung und/oder dem eigenen Körper jedoch meist sehr groß. 

Während viele denken, es läge bestimmt an ihrem fehlenden Willen oder daran, dass sie irgendetwas falsch machen, dass sie ihr Ziel einer perfekten Ernährung samt perfektem Körper nicht erreichen, sollte man vielleicht doch eher die Methoden hinterfragen. Warum bringen all die Tipps und Regeln so wenige wirklich zum Ziel?

Nutzen und Grenzen von Ernährungsstudien


 Einer der Gründe ist sicher der, dass Ernährungsstudien zwar sehr nützlich und wertvoll sind, jedoch in den meisten Fällen nicht darauf ausgerichtet sind, ganz konkrete Empfehlungen abzugeben. Die Medien, die schnelle Schlagzeilen generieren müssen oder wollen, suggerieren jedoch einen vereinfachten, viel zu simplen und daher nicht funktionierenden Kausalzusammenhang zwischen bestimmten Lebensmitteln und eindeutigen Ergebnissen. Werden zum Beispiel in einer sogenannten Beobachtungsstudie alle Teilnehmenden über ihre Essgewohnheiten befragt, kann im besten Fall zwar eine gewisse Erkenntnis gewonnen werden – zum Beispiel, dass Befragte, die über einen langen Zeitraum jeden Tag eine bestimmte Menge Nüsse essen, zu einem bestimmten Prozentsatz weniger anfällig für Herzinfarkte sind – aber das Ergebnis ist eben mit Vorbehalt zu betrachten. Viele Faktoren, wie die übrige Lebensweise, das Stresslevel etc. können meist gar nicht umfassend erfasst werden, haben aber dennoch einen Einfluss aufs Ergebnis. Vielleicht leben Menschen, die Nüsse essen, auch entspannter und das ist der Grund für weniger Herzinfarkte. 

Außerdem kommt es bei Beobachtungsstudien oft auch zu einer gewissen Fehlerquote, was die Aussagen der Teilnehmenden betrifft. Aus ethischen Gründen lässt sich nicht alles, was sie tun und essen, beobachten. Dadurch weiß man nicht, ob die Angaben zu 100 % so stimmen. 

Doch all diese Nuancen werden medial meist nicht thematisiert und man liest dann nur, dass man Nüsse essen soll, wenn man keinen Herzinfarkt bekommen will. 

Flut an an Ernährungstipps


 Das oben genannte Nuss-Beispiel zeigt, wie es von der ursprünglichen Studie zur Meldung in den Medien kommen kann. Aber da es nicht bei diesem einen Beispiel bleibt, sondern diese Vorgehensweise eine Flut an Ernährungstipps und sich zum Teil heftig widersprechenden Ratschlägen führt, erzeugt es oft sehr große Verwirrung. Die Sehnsucht nach der einen Regel, die man befolgen kann, um sich endlich wohlzufühlen führt dann bei vielen dazu, dass sie diese Tipps zum Teil panisch befolgen wollen. Und dann nur daran scheitern können.

Körpergefühl plus Wissenschaft ist die magische Formel


 Allzu oft werden dann eigene Gefühle und negative Reaktionen auf solche Ratschläge ignoriert, weil man sie ja perfekt befolgen möchte, um gesund und glücklich etc. zu werden. Für echtes Wohlbefinden ist es jedoch unbedingt erforderlich, auch auf seinen eigenen Körper zu hören und zu spüren, wie man auf die Dinge, die in den Medien vorgeschlagen werden, wirklich reagiert. Vertrage ich Nüsse überhaupt? Habe ich unter Umständen ein anderes gesundheitliches Problem, das eine ganz andere Ernährung erfordert? 

 

Nur die Kombination aus Erkenntnissen von außen und vom eigenen Körper kann zu langfristigem Wohlbefinden führen. Dazu gehört eben auch, zu wissen, wie solch Ernährungstipps zustande kommen und dass man sie meist nicht 1:1 auf das eigene Leben und den eigenen Körper umlegen kann. Das heißt jedoch nicht, dass man nicht mit Experimentierfreude und Neugier Tipps, die einen ansprechen, ausprobieren kann. Zusammen mit der eigenen Körperweisheit findet man so vielleicht wirklich zu einer Lebens- und Ernährungsweise, die einem guttut.

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